Outplacement wirkt | Aber du musst es auch zulassen
Wenn der Job plötzlich weg ist, steht die Welt für einen Moment still. Was eben noch Alltag war – Projekte, Verantwortung, Status – ist mit einem Schlag Vergangenheit. Zurück bleiben Fragen: Was jetzt? Wie weiter? Und: Wer hilft mir da raus?
Outplacement ist für viele in dieser Phase ein Anker. Ein strukturierter, professioneller Rahmen, der Orientierung gibt. Und ein Coach an der Seite, der den Prozess begleitet. Aber: Outplacement ist kein Automatismus. Es lebt von der eigenen Mitwirkung. Und davon, ob man bereit ist, das Steuer wieder in die Hand zu nehmen.
Meine Erfahrung zeigt: Jede und jeder kann eine neue berufliche Perspektive finden. Aber nur, wenn Eigenverantwortung, Offenheit und Aktivität zusammenkommen. Besonders bei jenen, die lange auf Führungsebene gearbeitet haben, braucht es manchmal ein neues Selbstverständnis. Und den Mut zur Veränderung.
Vom Entscheider zum Mitgestalter
In der Outplacement-Begleitung fällt mir immer wieder ein Muster auf – besonders bei Führungskräften, die viele Jahre in gehobenen Positionen tätig waren: Sie sind es gewohnt, zu delegieren. Entscheidungen zu treffen, nicht infrage gestellt zu werden. Und plötzlich sitzen sie einem Coach gegenüber – und warten, dass der das Problem löst.
Manche nehmen Outplacement wie einen Service wahr, der von anderen erledigt wird: Profil schärfen, Job finden, Gespräch einfädeln. Doch diese Erwartung funktioniert nicht – Outplacement ist keine Concierge-Leistung. Je höher die bisherige Position, desto tiefer sitzt mitunter diese Haltung. Aber genau hier liegt der Knackpunkt: Jetzt ist nicht Management, sondern Selbstführung gefragt. Der Wechsel vom Führungs- in den Entwicklungsmodus fällt vielen schwer – aber er ist essenziell für die berufliche Neuorientierung.
Outplacement wirkt dann, wenn Klient:innen bereit sind, sich ehrlich zu reflektieren, neue Denkansätze zuzulassen und aktiv mitzuarbeiten. Der Berater gibt Struktur, Feedback und Marktkenntnis – aber der Wandel beginnt im Inneren.
Die Falle der Opferrolle
Der emotionale Umgang mit der Trennung ist ein zentraler Faktor für den weiteren Verlauf. Der Verlust des Jobs geht oft weit über die rein wirtschaftliche Ebene hinaus. Es ist ein Identitätsbruch. Wer jahrelang mit Titel, Einfluss und Privilegien verbunden war, fühlt sich plötzlich entkoppelt – vom System, von der eigenen Rolle, von der Kontrolle.
In dieser Phase beobachte ich bei manchen Klienten ein gefährliches Muster: Sie bleiben in der Opferhaltung stecken. Sie sehen sich als ungerecht behandelt, als übergangen oder gar „entsorgt“. Diese Emotionen sind zunächst normal – doch wenn sie nicht verarbeitet werden, lähmen sie jede Neuorientierung.
Das Problem: Diese Haltung ist nicht nur innerlich blockierend – sie wird auch nach außen spürbar. In Bewerbungsgesprächen nehmen Gegenüber feine Signale wahr: Verbitterung, Rechtfertigung, Verharren im Alten. Das schreckt ab.
Hier ist die Rolle des Beraters entscheidend. Ein guter Outplacement-Coach ist kein Schönredner. Er konfrontiert respektvoll, aber klar. Er hilft, den Blick zu weiten: vom Verlust zum Potenzial. Vom Mangel zur Chance. Er fördert emotionale Stabilisierung, entwickelt realistische Ziele – und motiviert, in die Selbstverantwortung zu gehen.
Aktiv ist, wer sich bewegt
Die Ergebnisse sprechen für sich: Laut Right Management fanden Outplacement-Kandidat:innen im Jahr 2024 durchschnittlich innerhalb von fünf Monaten eine neue berufliche Herausforderung. Für Fachkräfte über 50 Jahre lag die Übergangsdauer im Schnitt bei sechs Monaten – ein signifikanter Fortschritt gegenüber früheren Jahren. (Quelle: Right Management, 2024)
Und: Mehr als die Hälfte dieser Neupositionierungen entstand nicht über klassische Jobportale, sondern durch persönliche Kontakte, Empfehlungen oder gezielte Netzwerkarbeit. Ein Drittel wechselte sogar die Branche. Das zeigt: Der verdeckte Arbeitsmarkt wird immer relevanter. Diese Erfolge kommen nicht zufällig. Sie sind das Ergebnis aktiver Mitwirkung.
Wer seine Netzwerke pflegt, sichtbar bleibt, offen für Neues ist und gleichzeitig bereit, sich mit seiner Vergangenheit ehrlich auseinanderzusetzen, hat echte Chancen – auch jenseits der ursprünglichen Branche oder Funktion.
Outplacement-Beratung ist hier wertvoller Impulsgeber. Sie zeigt Möglichkeiten auf, gibt Struktur, macht Mut, hilft beim Profil, beim Personal Branding, bei der Positionierung – aber: gehen muss jeder selbst.
Fazit – Der neue Job beginnt im Kopf
Outplacement ist keine Abkürzung – aber eine echte Hilfe. Es bietet einen klaren Rahmen, emotionale Stabilisierung und konkrete Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung. Doch der entscheidende Schritt liegt nicht im System – sondern im Menschen selbst.
Wer bereit ist, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich auf Feedback einzulassen, neue Wege zu beschreiten und aktiv Verantwortung zu übernehmen, erlebt Outplacement als wirkungsvolle Starthilfe.
Wer hingegen auf externe Lösungen wartet, verwechselt Begleitung mit Beauftragung – und verliert Zeit.
Beratung kann viel leisten. Aber keine Veränderung ohne Beteiligung.
„Es kann dir jemand die Tür öffnen, aber hindurchgehen musst du selbst.“
Konfuzius
„Mehr zu meinen Outplacement-Dienstleistungen finden Sie hier.“